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January 27, 2013 by Helmut W. Klug

Die Erforschung mittelalterlicher Kochrezepttexte kann auf eine lange Tradition zurückblicken und erlebte vor allem um die letzte Jahrhundertwende einen produktiven Aufschwung. Gerade die intensive Beschäftigung mit diesen Texten hat gezeigt, dass dieses Untersuchungsgebiet ein hohes Potential für interdisziplinäre Forschung birgt. Der Einfluss der mittelalterlichen Medizin und Diätetik auf die Ernährung ist nur ein Aspekt, welcher im Rahmen dieser Fachtagung in den Mittelpunkt gestellt wird.

Maßgebliche Fortschritte auf diesem Gebiet verdanken wir unter anderem der Editionswissenschaft, durch die in der jüngeren Vergangenheit eine große Zahl an Koch­rezept­text­samm­lungen erschlossen worden ist. Germanistische Untersuchungen setzen sich im Detail mit der Textsorte ‚Kochrezept‘ und z.B. deren Überlieferungszusammenhang auseinander, spüren entsprechende Referenzen in literarischen Texten auf und entschlüsseln diese. Durch historisch orientierte Arbeiten erfahren wir mehr über die Alltagskultur des mittelalterlichen Menschen sowie über den politischen, religiösen und wirtschaftlichen Hintergrund, der die Ernährung der mittelalterlichen Bevölkerung beeinflusst hat. In Arbeiten aus den Bereichen Medizin- und Pharmaziegeschichte stehen Nahrungsmittel und diätetische Hinweise im Mittelpunkt der Unter­suchungen. Archäologen bergen nicht nur Sachgüter wie mittelalterlichen Hausrat, sondern be­stimmen auch tierische und pflanzliche Überreste, sodass wir die schriftlichen Quellen mithilfe dieser Funde verifizieren können. Volkskundler/innen analysieren historische Speisegwohnheiten.

Dennoch ist in den letzten Jahren – vor allem im deutschsprachigen Bereich – eine gewisse Stagnation in der wissenschaftlichen Aufarbeitung dieser Materie zu verzeichnen. Nicht zuletzt diese Beobachtung veranlasst uns, im Rahmen der Fachtagung in Graz eine Posterpräsentation zu organisieren, um Nachwuchsforscher/innen zu ermöglichen, ihre aktuellen Arbeiten zum Thema ‚Ernährung und kulinarische Kultur des Mittelalters‘ einem weiteren Fachkreis zu vorzustellen.

Die Poster im Format DIN A1 sind während der gesamten Tagung am Veranstaltungsort zentral ausgestellt und werden im Laufe des 3. Halbtages mit einer kurzen mündlichen Präsentation (6 Minuten Vortrag + begleitender visueller Präsentation, z.B. PowerPoint etc.) vorgestellt und können anschließend beim Poster im Detail diskutiert werden. Die besten Beiträge werden über eine Publikumsbewertung ermittelt und erhalten eine Auszeichnung.

Melden Sie sich bitte unter Verwendung des beiliegende Anmeldeformulars an! Wir ersuchen Sie, das ausgefüllte Anmeldeformular bis 06. Mai 2013 an uns zu retournieren. Alle Anfragen und Email-Sendungen bezüglich der Tagung richten Sie bitte an folgende Adresse: helmut.klug@uni-graz.at.

Kosten und Finanzierung:

Aufgrund der allgemein eher prekären Finanzlage der Universitäten können wir Ihnen keine volle Finanzierung Ihrer Tagungsreise zusichern. Daher empfehlen wir Ihnen, rechtzeitig an Ihrer eigenen Universität um einen Reisekostenzuschuss anzusuchen. Wir werden uns aber um eine pauschale Aufwandsentschädigung für alle aktiven Beiträger/innen bemühen, außerdem wird auf die Ein­hebung einer Tagungsgebühr verzichtet.

Publikation der Beiträge:

Wir beabsichtigen alle Beiträge (Vorträge wie auch Poster) zeitnah in Druck zu bringen.


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Tagungsthema:

Kochrezepttexte sind nicht nur als simple Anleitungen zur Herstellung von Speisen zu lesen, sondern transportieren wichtige Informationen zur Krankheits­prävention, die im Mittel­alter im Zentrum einer ganzheitlichen Gesundheitslehre stand und der ein besonders hoher Stellen­wert im gehobenen Alltagswissen zukommt.

Es verwundert daher nicht, wenn mittelalterliche 'Kochbücher' in der Regel nicht dem Umfeld der Küche, sondern dem Umfeld der praxisorientierten Medizin und dem so genannten 'Haushaltswissen' des 'treusorgenden Hausvaters' zuzuschreiben sind.

Darüber hinaus können diese Texte auch als 'Leittexte' für die Wege der Wissensvermittlung und der Wissenstransformation von der Antike bis in die Frühe Neuzeit gelten. Sie nehmen medizinische Theoreme der Antike auf, werden angereichert durch Impulse aus der orientalischen Medizin des Mittelalters und greifen in ihrer Anleitung zur praktischen Umsetzung auf die Ressourcen Mittel­europas zurück. – Kurz gesagt, es handelt sich um kulturhistorisch multipel aufschlussreiche Texte.