Friedl, Verena (Poster, 21.6.2013, 15:30, Gewi Sitzungszimmer)

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May 31, 2013 by Helmut W. Klug

daz púch von den chósten. Arabische Diätetik im deutschen Spätmittelalter

 

Ich will in erster Linie den Text daz púch von den chósten vorstellen, welcher in frühneuhochdeutscher Sprache im 15. Jahrhundert von einem anonymen Bearbeiter in den Cgm 415 geschrieben worden ist. Dieser Text stellt eine deutsche Bearbeitung des Liber de ferculis von Jamboninus von Cremona dar. Diese lateinische Rezeptsammlung geht wiederum zurück auf den orientalischen Arzt Ibn Ǧazla, welcher den Grundstein dieser Tradition mit seiner diätetischen Abhandlung Minhāǧ al-bayān fīmā yasta ͗miluhū al- ͗insān im 11. Jahrhundert gelegt hat.

Im púch von den chósten werden 82 Speisen behandelt, welche nach arabischer alphatischer Reihenfolge angeordnet sind. Fast jede Speise wird durch ein Rezept und ihre Aus- und Nebenwirkungen vorgestellt. Hierbei beruft sich der Autor auf die Humoralpathologie.

Um die verschiedenen inhaltlichen Facetten des Textes optimal darzustellen, würde ich hierzu ein bis zwei Beispielrezepte auswählen und anhand derer auf manche Besonderheiten des Inhalts (und auch der deutschen Bearbeitung) hinweisen und weitere Informationen bieten. Natürlich werden auf dem Poster auch die Rahmendaten und ein grober Umriss der Überlieferungssituation ersichtlich sein.

Anhand eines Beispielrezeptes würde es sich anbieten, das Konzept der Dynamischen Edition in Kürze vorzustellen. Hierbei würde ich kurz die Vorteile des mehrstufigen Modells aufzeigen, die sich optisch gut darstellen lassen würden. Die von mir verwendeten zwei Stufen würden dabei gegenübergestellt werden, dadurch könnte ich einzelne Aspekte herausheben und erklären.


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Tagungsthema:

Kochrezepttexte sind nicht nur als simple Anleitungen zur Herstellung von Speisen zu lesen, sondern transportieren wichtige Informationen zur Krankheits­prävention, die im Mittel­alter im Zentrum einer ganzheitlichen Gesundheitslehre stand und der ein besonders hoher Stellen­wert im gehobenen Alltagswissen zukommt.

Es verwundert daher nicht, wenn mittelalterliche 'Kochbücher' in der Regel nicht dem Umfeld der Küche, sondern dem Umfeld der praxisorientierten Medizin und dem so genannten 'Haushaltswissen' des 'treusorgenden Hausvaters' zuzuschreiben sind.

Darüber hinaus können diese Texte auch als 'Leittexte' für die Wege der Wissensvermittlung und der Wissenstransformation von der Antike bis in die Frühe Neuzeit gelten. Sie nehmen medizinische Theoreme der Antike auf, werden angereichert durch Impulse aus der orientalischen Medizin des Mittelalters und greifen in ihrer Anleitung zur praktischen Umsetzung auf die Ressourcen Mittel­europas zurück. – Kurz gesagt, es handelt sich um kulturhistorisch multipel aufschlussreiche Texte.